Überschrift

Liebe Patienten, an dieser Stelle veröffentlichen wir hin und wieder kurze, von Herrn Bruno und mir verfasste Inhalte zu Themen, die im Praxisalltag häufiger auftauchen und ggf. auch einen Bezug zur Jahreszeit oder aktuellen Ereignissen haben. Viel Spass damit! ​

 

Smartphone oder PC als therapeutische Helfer?  Ein paar Infos zu DiGAs

 

Digas steht für digitale Gesundheitsanwendungen. Das sind auf KI basierte Computerprogramme, die zu therapeutischen Zwecken entwickelt wurden und in klinischen Studien ihre Wirksamkeit nachweisen konnten. Im Bereich psychischer Erkrankungen sind derzeit inzwischen elf DiGAs dauerhaft und sechs vorläufig zugelassen und können auf Rezept (von Ärzten oder Psychotherapeuten) verordnet werden, oder beim Vorliegen entsprechender Diagnosen auch vom Pat. selbst bei der KK angefordert werden. 

Die KK händigt nach Anfrage / Einreichung eines Rezeptes einen Code aus, mit dem die DIGA geöffnet werden kann. Man kann die DiGAs  auch selbst kaufen, die Kosten liegen derzeit je nach DiGA zwischen ca. 200 und 900 Euro.

Wer die Diagnose Angststörung, Panikstörung, soziale Phobie, Depression, Borderline Störung, Nikotinabhängigkeit, Alkoholabhängigkeit, Schlafstörungen, Burnout, Vaginismus, chronisches Schmerzsyndrom erhalten hat, findet bei den DiGAs ein Angebot. 

Die DiGAs laufen auf dem Pc und oder dem Smartphone, für einige der Anwendungen gibt es Zusatzgeräte (z.B. VR- Brille), die ggf. auch erstattungsfähig sind. Nach Verordnung können bisher alle für seelische Störungen verfügbaren DIGAs für 90 Tage genutzt werden, danach ist eine erneute Verordnung grundsätzlich möglich. 

Alle zugelassenen DIGAs wurden und werden weiter wissenschaftlich untersucht, die Auswertungen der bisherigen Studien zeigen positive Ergebnisse und Behandlungserfolge. 

Es bleiben derzeit natürlich noch viele Fragen offen, z.B. nach der Wirkstärke, unerwünschten Nebenwirkungen, den Grenzen und auch nach der tatsächlichen Sicherheit bezüglich der erhobenen Daten, auch wenn es für die Zulassung hohe Auflagen gibt. 

 

So ist das mit Innovationen. Wir bieten in unserer Praxis seit etwa 1,5 Jahren die Verordnung von DiGAs an und für manche Klienten scheinen sie eine echte Hilfe zu sein. Insbesondere wenn sich keine Therapeuten finden lassen oder wenn es ein Bedürfnis gibt, sich ohne Konsultation von weiteren Helfern selbst / autonom auf die Suche nach Hilfe und Lösungen zu machen. 

Nach unserer Erfahrung ist das Arbeiten alleine am Computer allerdings wenig emotional anrührend. Das kann dazu führen, dass die verordneten Gesundheitsanwendungen nicht oder nur selten genutzt werden, oder die Erinnerung an die dort gemachten Erfahrungen nur oberflächlich bleiben.

Unser persönlicher Rat wäre dazu, sich am besten mit jemanden (Partner, Freund / Freundin) vor dem PC zu verabreden und die digitalen Sitzungen gemeinsam zu begehen. Man kann sich dann auch gut über die Lerninhalte austauschen.

 

Viel Spass dabei.

 

Th. Schmitt - Februar 2024 

Im Netz finden Sie viele weitere Informationen zum Thema. (z.B. www.bfarm.de, www.diga-Verzeichnis.de) 

Quellen

 

Mentaler Muskelaufbau - Wissen zum Gedächtnistraining

 

In unserem Leben spielt das Gedächtnis eine wichtige Rolle. Es ermöglicht uns nicht nur Erfahrungen zu speichern und abzurufen, sondern ist auch das Gerüst unserer Persönlichkeit und eine Voraussetzung für die Vorstellung und Planung von Zukunft.. Das Erinnerungsvermögen ermöglicht es uns, Beziehungen zu knüpfen, Fähigkeiten zu erlernen und unser alltägliches Leben zu organisieren. Die Fähigkeit, positive Erinnerungen zu bewahren und negative Erfahrungen zu verarbeiten, beeinflusst maßgeblich unser Wohlbefinden.  Die häufigste Ursache für Gedächtnisstörungen sind demenzielle Erkrankungen und diese sind häufig mit altersbedingten Abbauprozessen verbunden. Ab dem 65. Lebensjahr steigt das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, exponentiell an. Ein Ansatz zur Demenzprävention besteht darin, das Gehirn regelmäßig zu fordern.

Dies kann durch geistige Aktivitäten geschehen. Seit neuestem gibt es den Ansatz, mittels elektronischer Gedächtnisübungen (DIGA) die Hirnleistungen zu fördern. Der Effekt auf die reine Gedächtnisleistung ist nach allem, was wir bisher wissen, wahrscheinlich eher gering ausgeprägt und ist aktuell Gegenstand vieler laufender Studien.

Dazu  spielt regelmäßige körperliche Bewegung eine wichtige Rolle für den Erhalt der Gehirnfunktionen. Durch Bewegung werden nämlich nicht nur körperliche, sondern auch geistige Prozesse gefördert. Studien legen nahe, dass Sport das Demenzrisiko reduzieren kann. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass einzelne Hirnareale durch sportliche Betätigung im Alter an Größe zunehmen können. Daneben mindert ein gesunder Lebensstil auch das Risiko an anderen chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck zu erkranken, die das Demenzrisiko nachweislich erhöhen können.

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass die vielfältigen Funktionen des Gehirns durch mentales, aber insbesondere auch durch körperliches Training mit hoher Wahrscheinlichkeit verbessert werden. Bei der nächsten Wanderung oder Radtour sollten Sie deshalb im Hinterkopf behalten: Bewegung und Aktivität ist nicht nur gesund für das Herz- sondern auch für unser Gehirn.  Probieren Sie mal beim Sport oder Spaziergang etwas zu lernen, Vokabeln Ihrer Lieblingssprache, ein Lied,  ein Gedicht, dann trainieren Sie Ihr Gehirn und Gedächtnis auf unterschiedliche Weise besonders effizient.

 

Januar 2024, Emanuel Bruno

 

Quellen:

Doblhammer G, Barth A. Prevalence of Morbidity at Extreme Old Age in Germany:

An Observational Study Using Health Claims Data. J Am Geriatr Soc. 2018;66(7):1262-

8. 10.1111/jgs.15460.

 

Sherman DS, Mauser J, Nuno M, Sherzai D. The Efficacy of Cognitive Intervention in

Mild Cognitive Impairment (MCI): a Meta-Analysis of Outcomes on

Neuropsychological Measures. Neuropsychol Rev. 2017;27(4):440-84.

10.1007/s11065-017-9363-3.

 

Huang X, Zhao X, Li B, Cai Y, Zhang S, Wan Q, Yu F. Comparative efficacy of various

exercise interventions on cognitive function in patients with mild cognitive

impairment or dementia: A systematic review and network meta-analysis. J Sport

Health Sci. 2022;11(2):212-23. 10.1016/j.jshs.2021.05.003

 

Erickson KI, Voss MW, Prakash RS, Basak C, Szabo A, Chaddock L, Kim JS, Heo S, Alves H, White SM, Wojcicki TR, Mailey E, Vieira VJ, Martin SA, Pence BD, Woods JA, McAuley E, Kramer AF. Exercise training increases size of hippocampus and improves memory. Proc Natl Acad Sci U S A. 2011 Feb 15;108(7):3017-22. doi: 10.1073/pnas.1015950108. Epub 2011 Jan 31. PMID: 21282661; PMCID: PMC3041121.

Unterhalten Sie Ihren Besucher! Machen Sie es einfach interessant und originell. Bringen Sie die Dinge auf den Punkt und seien Sie spannend.

Wie kommt man gut durch die dunkle Jahreszeit ? 

 

Ein paar Hinweise....

 

Was ist denn wichtig? 

 

Einsamkeit- Beziehung - Einsamkeit gilt heute als Hauptrisiko für seelische, aber auch für körperliche Erkrankungen. Im Herbst und Winter reduzieren sich die Möglichkeiten, anderen Menschen zu begegnen. Wir werden alle ein bisschen einsamer. Unser modernes Leben macht es uns möglich, ganz ohne Kontakte zu überleben. Das ist toll, aber auch fatal. 

 

Dunkelheit und Licht -  Die Tage werden kürzer, es kann passieren, dass wir bei Dunkelheit das Haus verlassen und auch im Dunkeln von der Arbeit zurückkehren. Oder auf remote work geschaltet erst gar nicht raus gehen. Dunkelheit legt sich gerne auf die Seele. Menschen mit einer Neigung zu Depressionen wissen das sehr gut.

 

Sitzen und Bewegung - Sitzen ist das neue Rauchen - unsere Körper sind evolutionsbiologisch fürs Bewegen konzipiert. Ignorieren wir das, hat es Konsequenzen für das seelische und körperliche Wohlbefinden und mittelfristig auch für die Gesundheit. Wenn es draußen dunkel, kalt und ungemütlich wird, kommt die Bewegung oft zu kurz. 

 

Stress und Entspannung - Stress hat kurzfristig eine vitalisierende Wirkung, doch hält er ohne Unterbrechungen zu lange an, macht er uns krank. Grade zum Ende des Jahres hin, kommen wir gerne unter Druck, Dinge abzuschließen. 

 

Was ist zu tun? 

 

Suchen Sie den Kontakt, seien Sie freundlich zueinander, verabreden Sie sich, zum Spaziergang, Kino, Weihnachtsmarkt. Vielleicht bei einem Ehrenamt engagieren, oder in der Hausgemeinschaft?  Nicht vergessen, wir brauchen andere Menschen, wie die Luft zum Atmen. 

 

Eine Stunde Spaziergang bei Tageslicht ist meine häufigste, erfolgreichste und nebenwirkungsärmste Verordnung seit Jahren. Sie garantiert mehr Licht, als jede Therapielampe bieten kann. Die positive Wirkung von Licht auf die Stimmung ist wissenschaftlich gesichert. 

 

Eine Verabredung zum gemeinsamen Wandern,  Radeln, Joggen, Besuch im Fittnesstudio oder Golfen, Badminton, Tennis etc. Manchmal kommt der Appetit ja erst beim Essen, das gilt auch für den Sport. 

Dreimal pro Woche Sport wirkt ähnlich stark auf Depressionen, wie ein Antidepressivum, sagt die Forschung. Da könnte man dieses Jahr schon mal was ausprobieren, um Anregungen für die guten Vorsätze am Jahresende zu erhalten. 

 

Vielleicht noch mal die Ziele überprüfen? Muss alles noch in diesem Jahr erledigt werden? Ist dann noch ausreichend Platz für erholsame Pausen? Eigene Grenzen erkennen und sozialverträglich nach außen kommunizieren - ich würde sagen, das können wir ein Leben lang üben und immer noch besser werden. Das Jahresende eignet sich hervorragend dazu. 

 

Kommen Sie gut durch die dunkle Zeit !

 

- Sollten Sie sich mal langweilen, dann lesen Sie doch das Gedicht „Herbsttag“ , von R. M. Rilke - oder lernen es gar auswendig. Das Gehirn freut sich über geistige Speisen und neue Gedanken können uns erfrischen und erfreuen.

 

 

 Dr.med. Thomas Schmitt, Dezember 2023 

 

 

 

 

Im Februar 24 planen wir einen text zu Angst und Sorgen, auch angesichts der aktuellen Bedrohungen